Elektrisches Ich

Glaubwürdigkeit ist, wenn der Idee die Tat folgt. Ab Ende Mai könne der Batterie-elektrische Kleinwagen Life der e.Go Mobile AG bestellt werden, heißt es in einer Pressemeldung. Im Frühjahr 2018 sei Produktionsstart. Was dafür spricht, dass dieses Versprechen eingehalten wird, ist die RWTH Aachen: Hier war zuvor der Streetscooter entwickelt worden. Inzwischen produziert die Deutsche Post das ebenfalls Batterie-elektrische Zustellfahrzeug für den Eigenbedarf; mehr als 2.500 Exemplare ersetzen die Altdiesel von Volkswagen. Jetzt also der e.Go Life, wieder ein Spin-off der RWTH Aachen. Und wieder stößt man in eine Lücke, die von den etablierten Autoherstellern vernachlässigt wird – der e.Go Life wird ein bezahlbarer Kleinwagen mit Stromantrieb.

Konkret soll der e.Go Life ab 15.900 Euro zu haben sein. Zieht man die staatliche E-Prämie ab, bleiben 11.900 Euro. Eine zusätzliche monatliche Batteriemiete fällt nicht an, das ist der Komplettpreis. Für das Geld gibt es 3,35 mal 1,70 Meter Auto, also weniger Länge, dafür mehr Breite als in einem Fiat 500. Die Spitzenleistung des E-Motors beträgt 30 kW (41 PS), die Dauerleistung liegt bei 22 kW (30 PS). Das mag in Zeiten von Teslas Ludicrous-Mode wenig erscheinen, dürfte aber für die meisten städtischen und suburbanen Anwendungsfälle völlig ausreichen. Die Werksangabe für den Sprint auf 50 km/h beträgt 4,9 Sekunden. Mindestens 100 km/h Höchstgeschwindigkeit sind drin.

Einen gewissen Spaßfaktor lässt außerdem der Heckantrieb erhoffen. Falls die elektronischen Hilfssysteme nicht allzu rigide eingreifen – siehe Smart Forfour und Renault Twingo – könnte hier ein echter Stadtkönig entstehen. Wendig, agil, eine moderne Interpretation des Ur-Minis.

Apropos Smart: der Fortwo electric drive ist ab 21.940 Euro zu haben, der Forfour ab 22.600 Euro. Ein Volkswagen e-Up kostet mindestens 26.900 Euro. Förderung hin oder her, hier begrenzt der Preis die Nachfrage.

Die Batteriekapazität des e.Go Life liegt mit 14,4 Kilowattstunden (kWh) etwas unter der vom Smart (17,6 kWh) und kann bei Bedarf und gegen Aufpreis auf 19,2 kWh erweitert werden. In der Folge steigt die Reichweite von „circa 100“ auf 130 Kilometer.

Modulbaukasten von Bosch

Ein wichtiger Partner und Zulieferer für den e.Go Life ist Bosch. Das Unternehmen hat einen Modulbaukasten im Angebot. E-Motor, Steuereinheit, Batterie, Ladegerät sowie das Display stammen vom Elektronik-Konzern. Das 48-Volt-System ist in ähnlicher Form in der Schwalbe von Govecs sowie im Microlino zu finden. Die Bausteine sind beliebig skalierbar. So hat e.Go nach Angaben von Bosch als Standard sechs Batterien zu je 2,4 kWh eingebaut. Macht 14,4 kWh. Zwei weitere sind möglich, also 19,2 kWh.

Ohne Batterien wiegt der e.Go Life etwa 650 kg; mit Speicher dürfte das Leergewicht immer noch unter dem des Volkswagen e-Up (1229 kg) liegen.

Ursprünglich war der e-Kleinwagen als Leichtfahrzeug konzipiert. Auf der CeBIT im März verkündete die e.Go Mobile AG, dass der Life als Pkw (M1) homologiert wird. Das bedeutet unter anderem, dass die üblichen Sicherheitssysteme wie ABS und ESP verpflichtend sind. Und auch um eine Klimaanlage wird man zumindest gegen Aufpreis nicht herumkommen.

Wir dürfen gespannt sein. Zwar sind noch einige Fragen offen wie die nach einer Schnell-Ladeoption, egal ob mit Gleich- oder Wechselstrom. Und natürlich werden die riesigen Räder der Studie so nicht in Serie kommen. Es hat sich aber herumgesprochen, dass ein optisch gelungenes Mindestmaß der Felgen zum Standard gehören wird. Der CEO und Kopf hinter der e.Go Mobile AG, Professor Günther Schuh, will, dass der Kleine gut aussieht.

Wichtig ist am Ende nur eins: Dass er wirklich zu kaufen ist. Die Chancen stehen gut.

Erschienen am 13. April bei heise Autos.

Bildquelle: e.Go Mobile AG

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