Blitz-Ableitung

Nennen wir ihn Blitz. Das ist die schönste Übersetzung des Namens Bolt. Auch Bolzen wäre möglich. Oder Stift. Aber Sinn ergibt der auf der CES in Las Vegas vorgestellte Chevrolet Bolt nur, wenn er auch als Opel kommt. In die EU, nach Deutschland. Und am liebsten als Blitz.

Opel hat eine Lücke im Angebot, die schmerzt: Der Ampera hat keinen Nachfolger bekommen. Die zweite Version des Chevrolet Volt wird nicht für den europäischen Markt als Opel adaptiert. Zu teuer, heißt es, und der Ampera hätte einfach zu wenig Erfolg gehabt. Die Hoffnung, General Motors könne den Chevrolet Bolt bald als Opel Blitz bringen, ist darum umso größer.

Beim Design jedenfalls müsste nur wenig angepasst werden. Die Heckleuchten erinnern stark an Produkte aus Rüsselsheim. Die ansteigende Seitenlinie, die an der C-Säule zu einem schmalen Schlitz zuläuft, mögen manche als vom BMW i3 inspiriert ansehen. Tatsächlich ist sie genauso beim Opel Astra zu finden. Ja, es fällt nicht schwer, sich den Chevy Bolt opelig zu denken.

Nicht vor 2017

Die Fakten zur Präsentation sind nicht gerade üppig. So soll der Produktionsstart Ende des Jahres sein. Das heißt, dass die Auslieferung in den USA ein Vierteljahr später beginnen dürfte und ein Opel-Derivat frühestens in der zweiten Hälfte von 2017 hier sein kann.

Über die Batteriekapazität sagt Chevrolet nichts, spricht aber von 200 Meilen Reichweite. Das ist viel, wenn man bedenkt, dass der Nissan Leaf mit der neuen 30 kWh-Batterie in den USA auf 107 Meilen Normaktionsradius kommt. Es ist eine spekulative Schätzung, aber nach diesen Daten müsste der Bolt über 50 kWh Kapazität *) haben. Genug für mehr als 200 Kilometer bei Richtgeschwindigkeit auf der Autobahn und deutlich über 300 Kilometer abseits davon.

Geladen wird der Bolt augenscheinlich über einen Combo 1-Stecker, dem US-amerikanischen Pendant zum europäisch-deutschen Combo 2 bzw. CCS (Combined Charging System). Oben in die Buchse passt ein Typ 2-Anschluss für Wechselstrom, also zum Beispiel für die Heimladung; nimmt man den unteren Teil dazu, mutiert das System zum schnellen DC-Anschluss mit mutmaßlich mindestens 50 kW Ladeleistung. Die zuvor daumengepeilte Batteriegröße wäre also in einer guten Stunde voll.

Wie gesagt, die Fakten sind rar gesät bei der Präsentation des Chevy Bolt. Der Hersteller verspricht – wir sind immer noch auf der Consumer Electronics Show! – die üblichen Assistenzfeatures wie eine speziell für Elektroautos adaptiertes Navigationssystem, Kameras für Heck- und Rundumsicht, eine App zur Vorklimatisierung des Innenraums sowie einen 4G LTE-Datenanschluss.

Ein Opel Blitz wäre eine willkommene Marktbereicherung

Chevy verspricht eine SUV-artige Sitzposition. Die Form des Bolt ist dennoch ein Van – angesichts des weltweiten Erfolgs der SUVs, die nur noch so aussehen, als hätten sie irgendwas mit Geländegängigkeit zu tun, ist das fast eine vertane Chance.

Aber kein Gemecker, stattdessen lieber noch ein Blick auf die verfügbaren Werte. Der Radstand beträgt 102,4 inch. Wenn die Umrechnung stimmt, sind das 2,60 Meter. Und der als Fünfsitzer zugelassene Bolt bietet einen Gepäckraum von 16,9 cubic feet, was knapp 480 Liter entsprechen soll.

Für den Markt der Batterie-elektrischen Autos wäre ein Opel Blitz ein Gewinn. Derzeit ist es wirklich nicht gut bestellt um die reinen Akku-Stromer-Pkws. Zählen wir mal: Nissan Leaf und Renault Zoe. BMW i3. Mercedes B-Klasse ed. Volkswagen e-Golf und e-Up. Tesla Model S und, wir wollen nicht knickerig sein, auch das noch nicht konfigurierbare Model X. Macht acht. Jetzt kommt noch der Drilling Mitsubishi Electriv Vehicle, Citroen C-Zero und Peugeot iOn dazu. Sind das drei Autos, eins oder eigentlich keins, weil die Fahrzeuge nicht mehr up to date sind und allein der Mitsubishi wegen seiner bidirektionalen Ladefähigkeit einen speziellen Reiz hat? Zählen wir sie als drei, macht in Summe elf. Der e-Smart wird erst in einem Jahr wieder im Verkaufsraum stehen. Der Renault Twizy ist zwar geil, aber kein Pkw, sondern ein e-Quad. Und Ankündigungen nehme ich nicht mit in die Liste auf – wen habe ich vergessen?

Zurück zum Chevy Bolt. Er würde dem EU-Markt gut tun. Als Preis nennt GM „rund 30.000 US-Dollar“ inklusive staatlicher Förderung. Es ist müßig, das umzurechnen – Preise werden so kalkuliert, wie es für den Hersteller und den jeweiligen Markt passt. Gehen wir mal von 39.900 Euro aus. Mindestens. Der Opel Blitz wäre eine echte und dringende Bereicherung. KT Neumann, übernehmen Sie!

*) Am 11. Januar hat Chevrolet die technischen Daten veröffentlicht: Die Batterie hat 60 kWh Kapazität.

Bildquelle: Chevrolet

Erschienen am 7. Januar bei heise Autos. Warum viel dafür spricht, dass der Chevy Bolt als Opel zu uns kommt, lesen Sie bei ZEIT ONLINE (21. Januar).

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