Die spinnen, die Briten! Das meinte der Comic-Held Obelix. Aber in der langweiligen Autowelt kann ein liebevoll gepflegter Spleen eine willkommene Bereicherung sein – so wie beim Ariel Nomad oder dem Morgan 3 Wheeler. Jetzt unternimmt die Firma Riversimple aus dem walisischen Llandrindod Wells einen neuen Versuch, etwas wirklich Anderes auf die Räder zu stellen. Mit dem Rasa will die kleine Mannschaft von Riversimple sowohl das Fahrzeugkonzept selbst als auch das Besitzmodell revolutionieren.
Einen fertigen und voll fahrfähigen Prototyp gibt es schon. 20 weitere sollen in den nächsten zwölf Monaten als Beta-Tester gebaut werden. Sie alle sollen den Prinzipien der „Einfachheit, Leichtigkeit, Stärke, Erschwinglichkeit, Sicherheit und Nachhaltigkeit“ folgen. Und tatsächlich meint es Riversimple damit ernst.
So wiegt der Rasa im aktuellen Entwicklungsstand lediglich 580 Kilogramm. Das Chassis aus Karbonfiber trägt dazu 40 kg bei. Der Rasa bietet zwar nur zwei Personen Platz, die durch Flügeltüren einsteigen – aber wie oft sitzen wir sogar alleine im Auto und bewegen 1,5 Tonnen Material, um 75 Kilogramm Mensch zu transportieren? Weg mit dem Überflüssigen, das ist das Ziel bei Riversimple.
8,5 Kilowatt Leistung reichen für 60 Meilen pro Stunde
Der Antrieb erfolgt direkt durch vier elektrische Radnabenmotoren. Den Strom beziehen sie aus einer Brennstoffzelle mit 8,5 kW (11 PS) Leistung. Das reicht für eine Dauergeschwindigkeit von 60 Meilen pro Stunde, also nicht ganz 100 km/h, und eine Beschleunigung von unter zehn Sekunden. Kurzfristige Kraftspritzen für Zwischenspurts kommen aus Kondensatoren. Diese Supercaps werden über die Rekuperation geladen; deren Bremsleistung von 50 kW soll in den meisten Fällen ausreichen und die mechanische Scheibe zur Notlösung machen.
Dazu kommen schmale Reifen und eine Karosserie in Tropfenform mit verkleideten Radhäusern hinten. Der Verbrauch des in drei Minuten getankten Wasserstoffs soll in der Folge gut 300 Gramm auf 100 Kilometer und die Reichweite 300 Meilen (ca. 480 km) betragen; Riversimple gibt CO2-Emissionen an, die selbst in der Well-to-Wheel-Bilanz auf Basis von aus Erdgas reformiertem Wasserstoff bei nur 40 Gramm pro Kilometer liegen.
Riversimple möchte pro Jahr und ab 2018 maximal 5.000 Autos bauen. Auch ein Viertürer und Van sind bereits gezeichnet. Nur verkaufen wollen die Waliser den Rasa nicht.
Nutzen statt besitzen
Stattdessen soll ähnlich wie bei Smartphones ein Nutzungsmodell etabliert werden. Die Details stehen noch nicht fest, aber angedacht ist eine Flatrate für das Rundum-Sorglos-Paket. Also inklusive Versicherung, Wartung und eventuell auch Energiekosten. Gleichzeitig sammelt Riversimple Geld. Man ruft dazu auf, direkt in das Unternehmen zu investieren. Wer 10.000 Pfund Sterling (rund 13.000 Euro) einlegt, wird zum Reifentest des Rasa zu Michelin nach Frankreich eingeladen. Bei 20.000 Pfund sinkt die spätere Flatrate um 20 Prozent. Und wer Anteile für 100.000 Pfund kauft, bekommt eins der 20 Beta-Autos „for lifetime usership“, wobei hier die Lebenszeit des Fahrzeugs gemeint sein dürfte, nicht die des Menschen.
Beim Riversimple fühlt man sich unwillkürlich an Loremo erinnert, jenem Akronym, das für Low Resistance und Mobile stand. Die Idee hinter dem Riversimple Rasa ähnelt der von Loremo: Bitte nicht mehr Auto als nötig!
Es wäre nicht erstaunlich, wenn der Riversimple Rasa wieder in der Versenkung verschwindet. Dennoch zeigt das britische Autovolk immer wieder, dass es mit großer Konsequenz bereit und in der Lage ist, unabhängige und alternative Fahrzeugkonzepte in Kleinserie aufzulegen. Der Rasa setzt einen Kontrapunkt zum Zeitgeist, der nach immer größeren und schwereren Autos ruft, denn wenn ein SUV jetzt elektrifiziert wird, ändert das an der Ressourcenverschwendung wenig.
Erschienen am 2. Juni bei heise Autos.