Prius: Plug-in only

Toyota hat die fünfte Generation des Prius vorgestellt. Simon Humphries, oberster Designer im Unternehmen, beginnt die Präsentation mit einer Rechtfertigung: Man habe im Team mit Akio Toyoda diskutiert, ob und warum der Prius weiterhin notwendig sei. BEV, also Battery Electric Vehicles, wären zwar eine wichtige Lösung für die Zukunft, so Toyoda, der Enkel des Firmengründers. Aber sie wären eben nicht für jeden ideal. Und darum soll der Prius als Pionier der inzwischen über 20 Millionen von Toyota verkauften Hybridautos (abgekürzt HEV für Hybrid Electric Vehicles) auch in Zukunft existieren.

Nummer 5 lebt – und ist ein Keil. Die Form ist wie gehabt betont aerodynamisch, provoziert aber nicht mehr durch seltsame Gestaltungselemente. Der Prius 5 ist gefälliger als seine Vorgänger. Es gibt außerdem keinen optischen Unterschied zwischen der Version mit Hybridantrieb, also letztlich einem besonders sparsamen Verbrennungsmotor, und dem Plug-in-Hybrid (abgekürzt PHEV für Plug-in Hybrid Electric Vehicle) mit Ladestecker.

Bei den Außenmaßen ist der Prius in der Höhe auf 1,43 Meter (minus vier Zentimeter) reduziert. Die Länge beträgt jetzt 4,60 Meter, wobei der Radstand auf 2,75 Meter (plus fünf Zentimeter) wächst. Die Breite nimmt leicht auf 1,78 Meter zu.

Drei Antriebe – nur einer für Europa

Analog zu anderen Toyota-Modellen gibt es den Prius in anderen Märkten als Europa als HEV mit 1,8 und 2 Litern Hubraum. Das System mit 1,8 Liter-Vierzylindermotor leistet 103 kW. Der stärkere Prius kommt auf 144 kW und soll serienmäßig einen elektrischen Vierradantrieb („E-Four“) haben, wobei die zusätzliche elektrische Hinterachse vor allem beim Anfahren auf Untergrund mit wenig Grip Vorteile bieten soll.

In Deutschland ist ab Sommer ausschließlich die Topversion des neuen Prius erhältlich: Der PHEV mit 164 kW Systemleistung, die sich aus 111 elektrischen kW und 120 kW aus dem Verbrennungsmotor über das bekannte elektronisch gesteuerte Planetengetriebe („e-CVT“) ergeben. Die Beschleunigung auf 100 km/h dauert minimal 6,7 Sekunden. Und die elektrische Reichweite aus der jetzt 13,6 kWh fassenden Traktionsbatterie soll um die Hälfte gestiegen sein, also im Messzyklus auf etwa 90 bis 100 km. Eine genaue Angabe macht Toyota noch nicht. Wie bisher gibt es auch den neuen PHEV optional mit einem Photovoltaikdach, das nicht nur den Innenraum klimatisiert, sondern auch den Speicher fürs Fahren lädt.

Die Entwickler haben die Traktionsbatterie vom Kofferraum unter die hinteren Sitze verlagert. Das ist gut und ein Ergebnis der Überarbeitung der Plattform TNGA (Toyota New Global Architecture), denn im aktuellen Prius Plug-in ist der Kofferraum stark reduziert. Die Position unter den hinteren Sitzen senkt den Fahrzeugschwerpunkt, der bei allen Versionen niedriger sein soll als bisher.

Power Bank mit 1,5 kW Leistung

Angehörige der „living in a Prius“-Gemeinde werden sich über zwei Steckdosen freuen. Eine im Fahrgastraum und eine im Kofferraum. Beide leisten je 1,5 Kilowatt. Toyota hat sogar eine Fensterdurchführung konstruiert, um außen Geräte anschließen zu können. Der Prius erhält serienmäßig ein Panoramadach, das sich öffnen lässt. So grenzt man sich von jenen Herstellern ab, die ein Glasdach verbauen, das sich weder öffnen noch durch ein Schutzrollo verdunkeln lässt.

Der Innenraum wirkt wesentlich aufgeräumter als in der Vergangenheit. Es gibt erkennbar nicht nur Touchfunktionen, sondern auch Bedienknöpfe. Wie in den BEV bZ4X und bZ3 wandert das eigentliche Cockpit in Richtung der Frontscheibe, und der Fahrer guckt über das Lenkrad auf die Anzeigen. Eine Position, die so zuerst bei Peugeot zu finden war und das Head-up Display ersetzen soll. Anders als im bZ3 hat der Prius aber keine Blinkerknöpfe auf dem Lenkrad, sondern konventionelle Lenkstockhebel für Blinker und Scheibenwischer.

HEV, PHEV, BEV und FCEV

Toyota sagt, man wolle mit dem Prius das „eco car in everyone’s reach“ bauen, frei übersetzt also das bezahlbare Umweltauto. Es wäre trotzdem eine Fehlannahme zu glauben, dass Toyota als fünftürige Schräghecklimousine nur den Prius als HEV und bei uns als PHEV anbieten wird.

Bei der Präsentation der Limousine bZ3 hat Toyota nämlich schon den Teaser einer Schrägheckvariante des bZ3 gezeigt. Es darf als sicher gelten, dass das hier das nächste BEV von Toyota zu sehen war. Zusätzlich ist es plausibel zu vermuten, dass der Prius als weitere Wahlmöglichkeit in Europa ab 2024 einen Brennstoffzellen-elektrischen Antrieb (FCEV für Fuel Cell Electric Vehicle) bekommt. Faktisch wird es also den Prius international als HEV, PHEV und später als FCEV geben. Zugleich bietet Toyota in diesem Segment den bZ3 und dessen Schrägheckderivat als BEV an.

Die Frage ist nun, ob sich der japanische Konzern mit dieser Strategie überdehnt oder im Gegenteil alles richtig macht, um so viele weltweite Kunden wie möglich abzuholen. Beim Design polarisiert Toyota nicht mehr. Bei den Antrieben schon.

Erschienen bei heise Autos.

Bildquelle: Toyota

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