Familiengründung

Mercedes hat das Concept CLA Class vorgestellt: Das Design ist eine direkte Vorschau auf den neuen CLA, der 2025 startet. Auf Basis der Plattform Mercedes-Benz Modular Architecture (MMA) folgen auf die Limousine der Shooting Brake sowie zwei SUVs. Mit dieser Modellfamilie beansprucht Mercedes die „Technologieführerschaft“ und argumentiert, dass das Concept CLA Class ein Hypermiler in Anlehnung an die ultraeffiziente Vision EQXX sei: Die Reichweite soll über 750 Kilometer nach WLTP betragen und der Stromverbrauch bei rund 12 Kilowattstunden pro 100 Kilometer liegen. Und für die Ladezeit reklamieren die Ingenieure aus Stuttgart einen Wert von 400 Kilometern in 15 Minuten.

Das Batteriesystem ist auf 800 Volt Spannung ausgelegt. Die im Vergleich zu 400 Volt-Systemen gesteigerte innere Effizienz reduziert unter anderem den Kühlbedarf. Außerdem sind die Module geklebt statt verschraubt, was zu einem laut Mercedes „bemerkenswert geringen Gesamtvolumen“ führt.

Anode mit Siliziumbeimischung

Mindestens genauso wichtig für eine hohe Ladeleistung – Mercedes gibt 250 Kilowatt an – wie das 800 Volt-System ist eine verbesserte Anode: Hier kommt eine Siliziumbeimischung zum Einsatz, um die immanente Bremswirkung der reinen Grafitanode zu mildern. Eine Zellchemie mit Siliziumbeimischung bietet ein großes Potenzial, die Ladegeschwindigkeit zu erhöhen. Zugleich steigt wegen des teilweisen Verzichts auf schweres Grafit die Energiedichte automatisch an.

Setzt man die angegebenen 400 Kilometer in 15 Minuten ins Verhältnis zur Reichweite von 750 Kilometern, ergibt sich eine Zeitspanne von knapp 20 Minuten für den typischen Hub von zehn auf 80 Prozent Ladestand. Mercedes schließt so zur Hyundai e-GMP auf, bei der die Werksangabe 18 Minuten beträgt.

In der Einstiegsversion kommt die robuste und preisgünstige Lithium-Eisenphosphat-Zellchemie zum Einsatz, und Mercedes sagt, man wäre „führend in diesem Segment“. Gemeint ist wahrscheinlich, dass man das Tesla Model 3, bei dem das seit Jahren so ist, nicht als Konkurrent sieht.

93 Prozent Wirkungsgrad, bidirektionales Laden

Mercedes ist allerdings bekannt dafür, seit Jahren an der Gesamteffizienz der Limousinen zu arbeiten. Zum Beispiel am Luftwiderstand. Aber auch der Antriebsstrang selbst wird verbessert: Die Einheit von Elektromotor (175 Kilowatt Leistung), Zweiganggetriebe (!) und Siliziumkarbid-Wechselrichter ist hochintegriert und wiegt nur 110 Kilogramm. Von der Batterie bis zum Rad liegt der Wirkungsgrad bei 93 Prozent. Ein Wert, den kaum ein Hersteller veröffentlicht.

Der CLA wird als erstes Elektroauto von Mercedes bidirektional Laden können. Voraussetzung hierfür ist der Anschluss an eine kompatible Gleichstrom-Wallbox. Und die ist nicht billig. Vermutlich werden die meisten Hersteller diese Lösung wählen; nur Renault sagt für den R5 electric in Zusammenarbeit mit The Mobility House den Wechselstrom-Standard zu.

Ein bidirektional ladendes Elektroauto kann das Hausnetz unterstützen (V2H für Vehicle-to-House) oder zum Teilnehmer am Strommarkt (V2G für Vehicle-to-Grid) werden. Perspektivisch lassen sich darüber die Energiekosten stark senken.

LiDAR für Level 3

Einen Fortschritt gibt es auch bei der Fahrautomatisierung. Das Ziel von Mercedes bleibt das unfallfreie Fahren. Für die MMA-Plattform wird es etliche teilautomatisierte Systeme nach Level 2 geben, zum Beispiel Spurwechselassistenten oder automatisches Einparken in enge Lücken.

Radar- und Ultraschallsensoren sind der Standard. Optional ist die Vorbereitung auf Level 3. Die Rechenleistung gibt das her, und ein LiDAR-Sensor ergänzt das System. Es ist davon auszugehen, dass Mercedes das ohnehin hohe eigene Niveau bei der Fahrautomatisierung nochmals anhebt.

Stichwort Nachhaltigkeit: Die meisten Wirtschaftsunternehmen müssen die CO2-Emissionen entlang der Wertschöpfungskette in Zukunft transparent machen und absenken. Mercedes verspricht ein Minus von 40 Prozent für die MMA-Plattform gegenüber der bisherigen Architektur. Bis 2039 sollen die Neufahrzeuge der Marke bilanziell CO2-neutral sein. Ein ehrgeiziges Vorhaben, weil alle Prozesse von der Batteriefertigung bis zur Stahlherstellung dekarbonisiert werden müssen. Hinzu kommt der selbstverständliche Gebrauch von recycelten und Recyclingfähigen Materialien zum Beispiel für den Innenraum.

MBUX Superscreen

Erwähnenswert ist noch die Benutzeroberfläche, auf die Mercedes stolz ist. Die Bedienelemente sind sowohl digital wie analog; es wird also weiterhin eine sinnvoll reduzierte Zahl von Schaltern und Knöpfen geben. Wie im EQS und im EQE bekommt der CLA den MBUX Superscreen über die gesamte Innenbreite. Der Superscreen dürfte eine aufpreispflichtige Option sein.

Die MMA-Familie mit der Limousine und dem Shooting Brake (das Kürzel CLA muss keineswegs fortgeführt werden) sowie zwei SUVs ist elementar für den zukünftigen Erfolg von Mercedes in diesem Segment. Die Rahmendaten sind vielversprechend. Wenn die Elektroautos so gut sind, wie es die Papierform erwarten lässt, darf sich die Kundschaft darauf freuen.

Erschienen bei heise Autos.

Bildquelle: Mercedes

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