Das Versprechen

Über 100 Menschen stehen am Donnerstagvormittag in einer Schlange vorm Hamburger Tesla Store. Sie haben Geduld und gute Laune. Und sie zahlen 1.000 Euro an. Für ein Auto, dass sie noch nicht gesehen haben: Teslas Model 3. Sie vertrauen Elon Musk, dem Gründer der Firma, der keine 24 Stunden später im Livestream zeigt, worauf sie sich freuen können und noch etwa zwei Jahre warten müssen. Eine knackige Batterie-elektrische Sportlimousine, die dem 3er BMW, der Mercedes C-Klasse und dem Audi A4 auf den internationalen Märkten harte Konkurrenz machen und damit bittere Momente bereiten wird.

Die Rahmendaten: Bereits das Basismodell soll in weniger als sechs Sekunden auf 100 km/h beschleunigen und, so kündigt es Musk während der Präsentation an, „einige Versionen werden noch schneller sein.“ Die Reichweitenangabe nach dem strengen US-amerikanischen EPA-Verfahren beträgt 215 Meilen, was umgerechnet 348 Kilometer sind. Zur Orientierung: Der jüngst präsentierte Chevrolet Bolt kommt auf 200 Meilen; angesichts der flachen und darum wenig Angriffsfläche für den Wind bietenden Karosserie dürfte die Effizienz des Model 3 besser sein als die des Chevy. Die Batteriekapazität wird also letztlich ähnlich sein und bei rund 60 Kilowattstunden liegen. Genau Zahlen liefert Tesla Motors noch nicht.

Ab 2018 für unter 40.000 Euro

Zum Grundpreis von 35.000 US-Dollar gibt es, so Musk, bereits ein vollständiges Auto. Umgerechnet sind das circa 30.760 Euro. Dazu kommt die Mehrwertsteuer, wodurch sich ein deutscher Preis von etwa 36.600 Euro ergeben könnte. Wie viel es tatsächlich wird, ist noch unklar.

Ende 2017 sollen die ersten Exemplare ausgeliefert werden, da sei er „ziemlich zuversichtlich“ („fairly confident“), sagt Elon Musk mit spitzbübisch-ironischem Ton, und das Publikum lacht. Alle wissen, dass der Termin möglicherweise nicht exakt eingehalten wird, dass sie sich aber grundsätzlich darauf verlassen können, ihr Auto zu bekommen.

Das Model 3 wird analog zum Model S zwei Kofferräume haben, also auch den Frunk (für front trunk) genannten vorderen. Naturgemäß wird er kleiner ausfallen als in der Luxusklasse, aber das Gesamtvolumen soll alle Wettbewerber mit Verbrennungsmotor übertreffen. Ohnehin, so heißt es weiter, solle das Raumgefühl für fünf Personen großartig sein und zusätzlich über ein wahrscheinlich serienmäßiges Glasdach gewinnen. Ebenfalls ohne Aufpreis kann der neue Tesla an den Superchargern geladen werden, ein wichtiges Feature für die Reisetauglichkeit. Und die Hardware fürs automatisierte Fahren (Tesla-Jargon: Autopilot) ist auch in jedem Model 3 dabei.

Zum Design: Franz von Holzhausen hat das Model S geschrumpft und eine kompakte Sportlimousine geschaffen. Wie gehabt versenken sich die Türgriffe bündig in der Karosserie. Die Überhänge sind extrem kurz. Die Front ist flach heruntergezogen und ohne die Andeutung eines Kühlergrills – hier werden Assoziationen an Porsche wach. Die Proportionen stimmen. Model 3 sind gut aus.

Wer jetzt nicht nachzieht, verliert

Schön während der kurzen Vorstellungsrede kann Elon Musk 115.000 weltweite Vorbestellungen vermelden. Sind hier mal eben über 100 Millionen US-Dollar zusammengekommen? Ja, und es ist anzunehmen, dass nur wenige ihr Geld zurückfordern werden. Im Gegenteil, jetzt, wo das Tesla Model 3 sichtbar ist, werden viele Tausend weitere Reservierungen dazukommen.

Tesla Motors, personifiziert durch Elon Musk, macht mit dem Model 3 ein Versprechen wahr: Das eines für viele Menschen erschwinglichen Massenelektroautos. Und es wäre banal, diesem Auto einfach nur Erfolg zu prognostizieren. Model 3 läutet eine neue Epoche ein. Wer das nicht begriffen hat und nicht darauf reagiert, wird nur noch zusehen können, wie die Käufer abwandern.

Erschienen am 1. April bei heise Autos.

Bildquelle: Tesla Motors

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