Einen Schritt weiter

Nissan liefert. Sieben Jahre nach dem Verkaufsstart des Batterie-elektrischen Leaf kommt die zweite Generation. Ab Januar geht es auf den europäischen Märkten los. Und anders als bei anderen Herstellern gilt als sicher: Die Japaner sind pünktlich. Mit einem Leaf 2, der konzeptionell an den erfolgreichen Vorgänger erinnert, aber in jeder Hinsicht einen Schritt weiter ist.

So wächst die Batteriekapazität von bisher maximal 30 auf mindestens 40 Kilowattstunden (kWh). Die Motorleistung steigt von 80 kW (109 PS) auf 110 kW (150 PS) und das Drehmoment von 254 auf 320 Nm. Genug für 7,9 Sekunden im Standardsprint. Die Höchstgeschwindigkeit bleibt auf 144 km/h limitiert.

Ebenfalls 2018 beginnt der Verkauf einer weiteren Version mit größerer Batteriekapazität. Zahlen hierzu veröffentlicht Nissan nicht; die Szene hofft auf das mehrfach gezeigte Paket mit 60 kWh. Neben einer größeren Reichweite wird diese Version eine höhere Motorleistung haben; wir tippen auf mehr als 130 kW (177 PS) im Power-Leaf.

378 Kilometer im NEFZ

Zur Reichweite. Im Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ) schafft der 40 kWh-Leaf 378 Kilometer – der Vorgänger mit 30 kWh kam auf 250 km. Ein Plus von 51 Prozent. Legt man den gleichen prozentualen Zuwachs für den US-Zyklus zu Grunde, käme ein Wert von 162 Meilen oder 260 Kilometern nach der strengen EPA-Norm heraus. Dieses Rechenspiel erleichtert die Einschätzung der Alltagsreichweite, die der Erfahrung nach näher beim US-amerikanischen EPA-Zyklus als beim NEFZ liegt.

Wie der Leaf 2 lädt, sagt Nissan noch nicht. Bekannt ist, dass Gleichstrom (DC) in der 40 kWh-Version nach dem japanischen Chademo-Standard in die Batterie kommt. Einen Wert zur Ladeleistung steht nicht in der Pressemitteilung – das gilt auch für AC (Wechselstrom), wo zuletzt und gegen Aufpreis von 1.047 Euro 6,6 kW (einphasig) angeboten wurden. Spekulation ist darüber hinaus, ob die im Jahresverlauf folgende 60 kWh-Batterie vielleicht über den US-europäischen CCS-Stecker verfügt und die DC-Ladeleistung über 50 kW hinausgeht. Nissan weiß es, wir wissen es leider noch nicht.

Ohnehin betont Nissan zur Premiere andere Qualitäten, mit denen man an die Weltverkaufsmeisterschaft (mehr als 283.000 Exemplare) anknüpfen will.

ProPilot und e-Pedal

So präsentiert Nissan mit dem ProPilot endlich eine Fahrautomatisierung, die auf der Autobahn dem Branchenstand entspricht, also die Spur hält und automatisch den Abstand hält. Weitere Automatisierungsstufen sollen und werden folgen, wie der Hersteller mehrfach demonstriert hat.

Von Beginn an ist der ProPilot Park verfügbar, mit dem der Leaf 2 selbsttätig in eine Parklücke findet. Der Fahrer muss nicht – wie bei den meisten Systemen dieser Art – „Gas“ und Bremse betätigen. Der Leaf macht alles alleine. Es ist allerdings nicht ausgeschlossen, dass für den deutschen Markt aus Sicherheitsgründen ein Schalter permanent gedrückt gehalten werden muss; das entscheiden die Zulassungsbehörden.

Ein weiteres Feature des Leaf 2 ist das e-Pedal. Auf Knopfdruck lässt sich die Rekuperation so verstellen, dass wie im BMW i3 der Einpedalbetrieb möglich ist. Der Leaf verzögert mit bis zu 0,2 g, was die Scheibenbremsen in den meisten Fällen überflüssig macht. Das e-Pedal ist serienmäßig.

Nissan verdeutlicht beim neuen Leaf nochmals die Fähigkeit zu V2G (Vehicle to Grid), der Rückspeisung von Strom ins Netz, und verweist auf den „xStorage“ Hausspeicher. Beides ist nicht neu, aber offensichtlich will Nissan in der zweiten Generation die Potenziale des Batterie-elektrischen Autos an sich stärker ausspielen.

Vor allem: echt

Formal und optisch sind die Änderungen beim Nissan Leaf 2 gering. Die Ladeklappe bleibt vorne, ist nun jedoch ähnlich einem Kühlergrill farblich abgesetzt, was die Kontroversen übers Design beenden könnte. Bei den Proportionen so wie überhaupt bei fast allen technischen Daten von den Außenmaßen bis zum Leergewicht gibt es nur minimale Abweichungen zum Vorgänger.

Das klingt nach Kaizen, der schrittweisen und kontinuierlichen Verbesserung des Vorhandenen, und das ist es auch. Einen Preis nennt Nissan noch nicht; der auslaufende Leaf kostet in der mittleren Ausstattung Acenta 34.385 Euro (30 kWh), von denen zurzeit eine auf 5.000 Euro aufgestockte E-Prämie abgezogen werden kann. Unsere Vermutung: Der Neue wird nicht teurer.

Der Nissan Leaf steht für Glaubwürdigkeit. Wer einen Leaf haben will, bekommt ihn. Das gilt zwar genauso für direkte Wettbewerber wie den Hyundai Ioniq electric oder den Volkswagen e-Golf. Vielversprechende Autos wie der Opel Ampera-e oder das Tesla Model 3 dagegen zeigen, dass Geduld für viele Neugierige zur wichtigsten Tugend geworden ist. Ganz zu schweigen von deutschen Premiummarken wie Mercedes, wo es kein einziges Batterie-elektrisches Modell gibt und zur IAA wieder nur eine Ankündigung gezeigt wird.

Damit bleibt der Nissan Leaf vor allem eins: echt.

Erschienen am 6. September bei heise Autos.

Bildquelle: Nissan

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