Jetzt oder nie: Nissan hat das Batterie-elektrische SUV Ariya vorgestellt. Eine Alternative zum erfolgreichen Qashqai, und ein Konkurrent in einem schnell wachsenden Segment: Der Ariya trifft, wenn er ab Herbst 2021 in Deutschland verkauft wird, auf das Tesla Model Y, den Polestar 2, den Skoda Enyaq und den Volkswagen ID.4. Das Elektroauto ist wichtig für den japanischen Hersteller, um den guten Ruf des Pioniers nicht endgültig zu verlieren – der aktuelle Leaf hat viele potenzielle Kunden enttäuscht, weil seine Batterie kein aktives Temperaturmanagement hat und weil er DC-seitig per Chademo geladen werden muss.
Der Nissan Ariya wird mit fünf Antriebsvarianten angeboten. Es gibt zwei Batteriegrößen mit 63 und 87 Kilowattstunden (kWh) Netto-Energieinhalt, die jeweils mit Front- oder Allradantrieb („e-4orce“) kombiniert werden können. Dazu kommt das Spitzenmodell „Perfomance“. Nach eigener Aussage haben die Nissan-Ingenieure eine komplett neue Plattform entwickelt und die Erfahrung aus über einer halben Million Leaf eingebracht. Dazu gehört auch ein neues Temperaturmanagement, das in allen Varianten bis zu 130 kW Gleichstrom-Ladeleistung ermöglichen soll. Das geht nur mit Flüssigkeitskühlung. Außerdem erfreulich: Nissan setzt im Ariya beim Laden mit Gleichstrom auf den etablierten CCS statt auf Chademo als Standard, und AC-seitig ist optional ein dreiphasiges Ladegerät mit 22 kW erhältlich.
Fünf Antriebsversionen
Die Versionen im Detail: Mit Frontantrieb leistet der Elektromotor 160 kW (63 kWh Batterie) bzw. 178 kW (87 kWh). Genug für rund 7,5 Sekunden bis 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit ist hier auf 160 km/h begrenzt. Die Reichweite nach WLTP beträgt 360 km mit der kleinen und 500 km mit der großen Batterie.
Druckvoller geht es mit Allradantrieb und zwei Elektromotoren voran. Hier liegt die kombinierte Leistung für die kleine Batterie bei 205 kW (5,9 Sekunden bis 100 km/h) und für die große bei 225 kW (5,7 Sek.). Üppig sind auch das maximale Drehmoment (560 / 600 Nm) und die Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h. Der Aktionsradius reduziert sich gegenüber den Frontantriebs-Ariyas allerdings auf 340 bzw. 460 km. Ganz oben rangiert der Ariya e-4orce 87 kWh Performance: Er schiebt mit 290 kW Leistung in 5,1 Sekunden auf 100 km/h. Im Gegenzug sinkt die Reichweite auf 400 km nach WLTP.
Deutlich größer als ein Qashqai
Zu den Maßen: Der Nissan Ariya ist 4,60 Meter lang, 1,85 Meter breit und 1,66 Meter hoch. Er dürfte also ein erheblich größeres Raumangebot bieten als der Qashqai (4,40 Meter), zumal Nissan sagt, dass man die Chancen, die der elektrische Antrieb naturgemäß bietet, auch genutzt hat. Das Kofferraumvolumen beträgt 468 Liter ohne und 415 Liter mit Allradantrieb. Und die Anhängelast des Ariya liegt bei 1,5 Tonnen und damit gleichauf mit dem Polestar 2.
Erwähnenswert ist im Gesamtpaket ist noch die Sprachsteuerung über Amazons Alexa. Hier zeichnet sich ein Trend ab, denn zuletzt hat Polestar direkt mit Google kooperiert. Tesla macht die Steuerungssoftware selbst, was auch Volkswagen mühevoll versucht. Es bleibt abzuwarten, ob die Autoindustrie ein Anhängsel der Softwarebranche wird oder umgekehrt.
Zweifelhafter Name
Der Nissan Ariya ist lebenswichtig für die Marke. Batterie-elektrische Kompakt-SUVs sind das nächste Boomsegment, und genau hierhin zielt der Ariya. Er wird am Markt bestehen, auch weil Nissan auf die Kunden gehört hat und den Ariya mit Flüssigkeitskühlung, CCS als DC-Standard und 22 kW AC-Ladegerät ausrüstet. Aber vielleicht sollte Nissan nochmal über den Namen nachdenken, der nicht nur in Deutschland zweifelhaft ist.
Erschienen bei heise Autos.