4C mit LFP

Weltmarktführer CATL hat heute die Shenxing Superfast Charging Battery vorgestellt. Das chinesische Unternehmen, das mehr als ein Drittel der Traktionsbatterien von Elektroautos produziert, verspricht eine Ladezeit von zehn Minuten für 400 Kilometer Reichweite. Ein Wert, der für sich allein noch nicht aussagekräftig genug ist. Wie immer bei Präsentationen in dieser Industriebranche ist es also notwendig, genauer hinzusehen: Was bedeutet die Ankündigung von CATL in der Realität?

CATL beginnt den eigenen Vortrag mit inszenierten Beschwerden von Elektroautofahrern: Die Ladegeschwindigkeit sei zu niedrig, heißt es. Besonders bei Kälte. Für beide Probleme soll die Shenxing Superfast Charging Battery eine Lösung anbieten, wobei zugleich die Sicherheit gewährleistet werden muss.

Fast 4C

Nur an einer Stelle im Vortrag wird durch einen Vertreter der Automarke Changan kurz erwähnt, das mit zehn Minuten Ladezeit der Hub von 20 auf 80 Prozent gemeint ist. Das entspricht rechnerisch einer C-Rate von 3,6. CATL nennt es 4C. Bei minus zehn Grad Außentemperatur sollen 30 Minuten für die gleiche Ladung vergehen, was auf dem Niveau von durchschnittlichen aktuellen Elektroautos wie etwa einem Volkswagen ID.3 liegt – nur, dass für den VW ideale Bedingungen erforderlich sind, um diesen Wert zu schaffen.

Zur Erklärung: 1C bedeutet, dass eine Batterie in einer Stunde von null auf 100 Prozent geladen wird. Sehr schnelle und in Serie gebaute Elektroautos wie etwa jene auf Basis der Hyundai e-GMP Plattform liegen bei über 2C.

Verbesserte LFP-Zellchemie

CATL-Technikvorstand Gao Huan formuliert ein elementares Ziel der Entwicklung: Elektroautos mit hoher Ladegeschwindigkeit dürfen nicht den Käufern mit viel Geld vorbehalten bleiben, sondern müssen für die Masse bezahlbar sein. Die Basis für Shenxing bildet eine verbesserte LFP-Zelle. LFP steht für Lithium-Eisenphosphat, eine robuste und preisgünstige Chemie, die ohne teures Nickel und Kobalt auskommt. Der Slogan: „The world’s first 4C Superfast Charging LFP Battery“.

Kern des Fortschritts ist vermutlich eine Verbesserung an der Grafit-Anode: Die Oberfläche soll für einen besseren Ladungstransport modifiziert worden sein. Von wenigen Ausnahmen wie dem Porsche Taycan abgesehen haben Elektroautos derzeit eine Anode aus reinem (und schweren) Grafit. Hier liegt ein großes und bisher weitgehend unberücksichtigtes Potenzial zur Beschleunigung des Ladens und für eine höhere Energiedichte.

Zusätzlich reklamiert Gao Huan von CATL eine Überarbeitung des flüssigen Elektrolyts, der unter anderem eine geringere Viskosität bei Kälte vorweisen soll. Außerdem soll die Separatorfolie poröser sein und so ebenfalls zum Ergebnis der höheren Ladegeschwindigkeit beitragen, ohne dass die Sicherheit leidet.

Serieneinsatz ab 2024

Die Produktion der Shenxing Battery startet zum Jahresende. Im ersten Quartal des Jahres 2024 werden Elektroautos mit dieser neuen CATL-Batterie auf die Straßen rollen.

Zusammengefasst lässt sich feststellen, dass CATL die nicht nur aus chinesischer Perspektive extrem wichtige, weil preisgünstige und strapazierfähige LFP-Zellchemie weiterentwickelt hat. Vor allem die Schwächen bei der Ladegeschwindigkeit sollen durch die Überarbeitung abgemildert sein. Knapp 4C – also zehn Minuten für den Ladehub auf 80 Prozent – sind ein starkes Versprechen, selbst wenn es bei Kälte weiterhin Einschränkungen gibt.

Entscheidend für den Erfolg sind mutmaßlich die überschaubaren Kosten, zu denen die Shenxing Superfast Charging Battery gefertigt werden kann. Der Weltmarktführer CATL hat beste Chancen, seine Spitzenposition zu behaupten.

Zugleich arbeitet CATL an drei weiteren wichtigen Innovationen: Im Lauf des Jahres wird die Produktion der ersten Generation der Natrium-Ionen-Batterie beginnen. Das aufwendige und gleichfalls 4C-fähige Qilin-System wird in Serienfahrzeugen wie dem Zeekr 001 verkauft. Und die Condensed Matter-Batterie könnte dank einer hohen volumetrischen Energiedichte eine Lösung für Kleinflugzeuge sein.

Erschienen bei heise Autos.

Bildquelle: CATL

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